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Gemälde des 19. Jahrhunderts

Da ist ein Augenblick, der alles erfüllt

Gemälde des 19. Jahrhunderts

In unserem neuen Katalog präsentieren wir eine sorgfältig ausgewählte Sammlung von Ölgemälden aus dem 19. Jahrhundert.

Die Werke sind zwischen 150 und 200 Jahre alt und beeindrucken trotz ihres Alters durch ihre ungebrochene Kraft, Frische und Natürlichkeit.

Namhafte Künstler wie Andreas Achenbach, Albert Venus, August Löffler und Carl Morgenstern sind vertreten. Kunsthistoriker Peter Prange hat die Gemälde für uns erforscht und weiß spannende Geschichten über sie zu erzählen.

In dieser Online-Ausstellung wollen wir einen Ausblick auf das geben, was Sie im Katalog erwartet.











ANDREAS ACHENBACH

Abendlicher Blick über den Golf von Neapel



Im September 1843 brach Andreas Achenbach nach Italien auf und traf im Oktober in Rom ein. Zunächst stand er dem Land, seiner Umgebung und seinen künstlerischen Möglichkeiten distanziert und skeptisch gegenüber. Doch schon bald änderte sich sein Blick, da ihn die Pracht und die Farben des Südens faszinierten.

Während seines Aufenthaltes besuchte Achenbach auch Neapel und Sizilien, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Eine seiner Ölstudien von 1845, die den Vesuv zeigt, diente als Vorlage für unser Gemälde, das 1846 nach seiner Rückkehr in Düsseldorf entstand. Die leuchtenden Farben des südlichen Abendlichts füllen die Leinwand und vermitteln ein Gefühl der Sehnsucht.

Achenbachs Erlebnisse in Italien veränderten seine Wahrnehmung von Farbe, Licht, Raum und Atmosphäre. Das Licht und die Leuchtkraft der Farben werden bei Achenbach zum Ausdrucksträger einer individuellen, subjektiven Wahrnehmung, die bereits vorimpressionistische Züge trägt.



_______ Andreas Achenbach (1815 Kassel – Düsseldorf 1910) Abendlicher Blick über den Golf von Neapel, 1846 Öl auf Leinwand 25 x 36,5 cm













HEINRICH FRIEDRICH TANK

Die Netzflickerin

Heinrich Friedrich Tank führte ein faszinierendes Leben von Altona über Kopenhagen bis nach München. Leider in Vergessenheit geraten, lohnt es sich, diesen Künstler und sein Werk wiederzuentdecken.

In unserem Werk zeigt Tank die Frau eines Fischers am Strand vor ihrer Hütte. Sie schaut auf das weite Meer und blickt den Schiffen in der Ferne nach. Ihr Innehalten und ein ehemaliger Vers am Bilderrahmen enthüllen ihre sehnsüchtigen Gefühle.

Hier sitz' ich sinnend am Meeresstrand, Und sehne mich nach meinen Lieben; Das Netz nur in der ruhenden Hand Ist mir allein noch treu geblieben.

Unser Gemälde erzählt von Einsamkeit, vom Verlust des Geliebten und von der Hoffnung auf seine glückliche Rückkehr. Tank hat das Motiv der verlassenen Frau mehrfach thematisiert.

Heinrich Tank: Wartende Fischersfrau, 1840, Altonaer Museum

Das Seestück ist eine Reflexion über das einsame Leben am Meer, über die Vereinzelung des Menschen und steht damit in einer nordischen Tradition, wie sie etwa Caspar David Friedrich mit seinen auf das Meer blickenden Rückenfiguren begründet hat.



_______ Heinrich Friedrich Tank (1807 Altona – München 1872) Die Netzflickerin, 1835 Öl auf Leinwand 57 x 49 cm











CARL MORGENSTERN

Mittagssonne am Rhein bei St. Goarshausen



[Ich] konnte von meinem Fenster Sonnenaufgang, Mittag und Abend sehen mit dem herrlichen Rhein, dem schönsten Wasserspiegel, […]

Carl Morgenstern

Im Jahr 1843 veröffentlichte der Engländer George Newenham Wright sein Reisebuch "Der Rhein, Italien und Griechenland"mit zahlreichen Rheinansichten sowie Bildern aus Süditalien und Griechenland. Dass der Rhein in einem Atemzug mit Italien und Griechenland genannt wird, mag uns heute verwundern. Künstler der damaligen Zeit wie der Frankfurter Maler Carl Morgenstern sahen das anders. Er empfand den Rhein als äußerst inspirierend, vergleichbar mit Italien.

In den 1850er Jahren entdeckte Morgenstern die Rheinlandschaft als sein bevorzugtes Motiv. Unser Gemälde, "Mittagssonne, St. Goarshausen", zeigt einen malerisch sensiblen Blick vom rechten Ufer rheinabwärts.

Morgenstern verzichtet bewusst auf topografische Details und spürt mit besonderer malerischer Sensibilität den sich zwischen Morgenfrühe und Abendämmerung beständig ändernden Stimmungen und Erscheinungen des Lichts nach. Das Bild, vermutlich während seiner zahlreichen Aufenthalte in St. Goarshausen entstanden, ist ein Beispiel für Morgensterns Streben, die Landschaft in ihrer Lichtfülle "en plein air" festzuhalten. Die Mischung aus prosaischen Elementen und reiner Stimmungsmalerei zeigt seine Verbindung zur Romantik und den beginnenden Einfluss des Naturalismus. Morgensterns Italienaufenthalt schärfte sein Empfinden für Lichterscheinungen, das er in diesen Studien auf die heimische Landschaft übertrug. Die Gemälde entstanden ohne spezifischen Zweck, als erfrischende Selbstbeobachtung, und ihre Frische überträgt sich auch heute noch unmittelbar auf den Betrachter.



_______ Carl Morgenstern (1811 Frankfurt am Main 1893) Der Rhein bei St. Goarshausen, vor 1874 Öl auf Leinwand 19 cm x 28 cm









CARL MARIA NICOLAUS HUMMEL

Felsiges Waldtal bei Cività Castellana



Carl Hummel, Schüler von Friedrich Preller, reiste von 1842 bis 1846 durch Italien und ließ sich von den faszinierenden Landschaften Narnis und Cività Castellana inspirieren. Seine Studie zeigt eine spektakuläre Szene mit mächtigen Felsformationen, üppiger Vegetation und einem strahlend blauen Himmel.

Hummel vermittelt das Wechselspiel zwischen Erde und Himmel in einer subtilen Dynamik. Die wuchernde Vegetation scheint den Felsen zu umhüllen und belebt ihn mit verschiedenen Grüntönen. Die kräftigen, erdigen Farben stehen im Kontrast zum Himmel und verleihen der Szene Dramatik, in der von fern noch das Vorbild der heroischen Landschaftsmalerei von Hummels Lehrer Friedrich Preller nachklingt.

Camille Corot: Cività Castellana – Rochers à Pic, um 1826

Öl auf Papier, Privatbesitz

Zugleich erinnert die Studie aber auch an Camille Corots Werke, der nicht zufällig denselben Felsen gemalt hatte. Carl Hummel hat ein beeindruckendes Meisterwerk der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts geschaffen.











_______ Carl Maria Nicolaus Hummel (1821 Weimar 1907) Felsiges Waldtal bei Cività Castellana“ Öl auf Leinwand 25 x 36,4 cm











ADOLPH THOMAS

Landschaft mit Bäumen





Der Künstler Adolph Thomas aus Zittau gehörte zu Beginn der 1860er-Jahre in Dresden neben Victor Paul Mohn, Albert Venus und Carl Wilhelm Müller zu Ludwig Richters begabtesten Schülern, die mit ihrem Lehrer eine enge Ateliergemeinschaft bildeten. Anders als seine Kollegen reiste Thomas erst 1870 nach Italien. Während Mohn, Venus und Müller in Italien neue künstlerische Wege einschlugen, blieb Thomas in München. Dort legte auch er die strenge Zeichenart seines Lehrers ab und wandte sich dem malerischen Realismus der Münchner Schule zu. Beeinflusst von Adolf Lier, den Brüdern Zimmermann und Friedrich Voltz öffnete sich Thomas' Farbpalette, wurde heller und frischer.





Auf unserem Gemälde "Landschaft mit Bäumen" zeigt Thomas eine zunächst unscheinbare Szene mit einem Hohlweg, der von Bäumen versperrt wird. Die Landschaft wird ohne romantische Requisiten oder Staffage dargestellt. Das Gesehene wird zur Landschaft. Dadurch entfernt sich der Künstler von seinem romantisch geprägten Lehrer. Im Museum von Zittau befinden sich weitere ähnlich gemalte Studien mit einfachen Wegen, die ins Grüne führen. Es sind Motive, die in ihrer offenen Hinwendung zur Natur bereits den Hauch des Vorimpressionismus umwehen und dokumentieren, wie weit sich Thomas vom Vorbild seines Lehrers entfernt hat.



______ Adolph Thomas (1834 Zittau - Dresden 1887) Landschaft mit Bäumen, um 1870 Öl auf Papier 24,5 cm x 33,7 cm











REMIGIUS ADRIANUS VAN HAANEN

Eichenstamm



Die Rinde eines Baumstammes ist detailgetreu wiedergegeben. Jeder Riss und jede Furche ist berücksichtigt. Die Farbpalette natürlicher Farbnuancen reicht von Braun bis Grün. Der Stamm neigt sich schräg nach links und krallt sich mit den Wurzeln in die Erde. Van Haneen zeigt die Eiche in ihrer knorrigen Individualität.

Statt eines Ausblicks fasst Van Haanen den Bildausschnitt eng und spannt den Stamm gleichsam diagonal in den Bildecken auf. Die nahsichtige Ausschnitthaftigkeit wird noch dadurch gesteigert, dass der Künstler nur den bemoosten Hintergrund malerisch gestaltet. Dieser geht nahtlos in das unbestimmte Dunkel des Waldes über.

Im Gegensatz zu Van Haanens früheren detailreichen Winterlandschaften vermittelt diese Studie dem Betrachter einen unmittelbaren Einblick in die Natur.

Die Herkunft des Gemäldes ist nicht genau bekannt, aber es könnte im Wiener Prater entstanden sein und zeigt Einflüsse der österreichischen Freilichtmalerei. Ein faszinierendes Werk, das die Kunst Van Haanens in einem neuen Licht erscheinen lässt.



_______ Remigius Adrianus van Haanen (1812 Oosterhout – Aussee 1894) Eichenstamm Öl auf Papier 25,2 x 29,2 cm









PETER CONRAD SCHREIBER

Gegend bei Ariccia im Albanergebirge

Es glich einem Märchen- und Zauberwald, wie ihn die lebhafteste Phantasie nicht besser vormalen konnte. Das blaue Meer schaute aus der Ferne in dies Waldgeheimnis hinein!

Ludwig Richter

Das Bild zeigt den malerischen Park der Villa Chigi in Ariccia, der im frühen 19. Jahrhundert ein beliebtes Motiv für Künstler war. Der Park galt als wilder, von Bäumen und Pflanzen überzogener, ungezähmter Ort, und zog vor allem romantisch gesinnte Künstler an. Goethe und andere beschrieben den Park als eine "wahre Wildnis", die eine einzigartige Atmosphäre ausstrahlte.

Schreiber, der Schüler von Karl Blechen und August Wilhelm Schirmer war, verbrachte zweieinhalb Jahre in Rom, wo er sich ausschließlich dem Kunststudium widmete. Ob das Gemälde vor Ort entstand, ist fraglich. Das stimmungsvolle Arrangement scheint eher auf poetischen Reminiszenzen zu basieren, als auf einer reinen Naturstudie.

Das Gemälde zeigt eine Treppe zum steinernen Eingang des Chigi-Parks, einen Wehrturm aus dem Mittelalter, einen bewaldeten Bereich und den Blick auf die römische Campagna über den Lago di Nemi. Im Zentrum des Bildes stehen zwei Bäume, von denen einer abgestorben ist und der andere knorrig und üppig belaubt. Unter dem belaubten Baum sitzt ein Mönch in einem weißen Ordensgewand und verweilt in einer nachdenklichen Pose. Die Szene zeigt romantische Symbolik und erinnert an Betrachtungen über das Entstehen und Vergehen, was ein wesentliches Merkmal der Romantik ist.

Trotz dieser Symbolik unterstreicht Schreiber die präzise Beobachtung des Konkreten und der Atmosphäre auf eine Art und Weise, die von Zeitgenossen als "tiefgründige Konzeption und hervorragende technische Fertigkeit in Verbindung mit einem angemessenen Sinn für Farben" hervorgehoben wurde.

_______ Peter Conrad Schreiber (1816 Fürth – Nürnberg 1894) Gegend bei Ariccia im Albanergebirge, vor 1845 Öl auf Leinwand 37,5 x 55,5 cm







Zum Abschluss

Hiermit endet unsere Vorstellung von sieben der insgesamt 27 Künstler, die wir in unserem Katalog der Ölgemälde präsentieren.

Wenn Sie sich ebenso wie wir für Werke begeistern, die pures Natur- und Seelenempfinden in Bilder zu fassen wissen, dann vernetzen Sie sich mit uns.

Wir sind Spezialisten auf dem Gebiet der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts und möchten Ihnen die Werke dieser Ära gerne mit Geschichten und wissenschaftlichen Hintergründen näher bringen.

Das 19. Jahrhundert war reich an hervorragenden Künstlern und es gibt noch viele Schätze zu heben.















Impressum



Layout und Konzept: Anna Toepffer



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